Samstag, 17. Juni 2017

Der zwölfte und letzte Eckpfeiler der Werte von Send a Cow lautet:
'Spirituality' - Spiritualität
Verantwortung für Umwelt, Ressourcen, Mitmenschen sowie
Ermutigung zu und Stärkung in Liebe, Vertrauen, Ehrbarkeit und anderen Tugenden
Send a Cow ist kein Missionswerk, es ist ein Hilfswerk. So arbeitet es ohne Ansehen der Person - Religion, Glaube, Weltanschauung - mit allen Menschen zusammen, die sich den vorgestellten Werten 12 Werte anschließen können.
Viel mehr noch, auch bei denen, die der Hilfe bedürfen, wird nicht nach Religion und Glaube unterschieden. Jeder, der der Hilfe bedarf und bereit ist, auch selbst tatkräftig an der Veränderung seiner Lebenssituation zu arbeiten, ist dabei.
Aber Spiritualität ist für Send a Cow nicht unbedeutend oder zu vernachlässigen: Es waren und sind überzeugte Christen, die aus Dankbarkeit und Liebe zu Gott, dem Vater, seinem Sohn Jesus Christus und im Vertrauen auf die Leitung durch den Heiligen Geist die Arbeit von Send a Cow vor jetzt fast 30 Jahren starteten.
Beispiele für die weltanschauliche Neutralität:
In Äthiopien hat ein Mitarbeiter des Staates seine sichere Position verlassen und ist zu Send a Cow gewechselt. Nach dem Grund gefragt: "Wenn die Behörde keinen Erfolg hat, verdoppelt sie ihre Anstrengungen und hinterfragt nicht ihre Methoden. Sie ist 'action-oriented'. Send a Cow dagegen orientiert sich nur an Ergebnissen. Führt etwas nicht zum gewünschten Erfolg, werden Mittel und Methoden angepasst. Send a Cow ist 'result-oriented'.
In Selbsthilfegruppen sind Mitglieder unterschiedlicher Weltanschauungen, Religionen und 'Rassen' gemeinsam und mit Respekt vertreten. Z. B. in Ruanda Christen unterschiedlicher Konfessionen, Muslime, 'Hutus' und 'Tutsis'.
Auf den Bildern unten ist eine Moschee und ein christliches Community Center zu sehen, das eine Grundschule und eine Bibliothek enthält (gestiftet von einem Kanadier).




Freitag, 16. Juni 2017

Den ein oder anderen interessiert vielleicht die Routen, die wir mit dem MTB gefahren sind...





Ruanda ist ein wunderbares Land, die Schönheit ist unglaublich.
Mir ist aber auch bewusst, dass wir am Ende der Regenzeit hier sind...
Es ist das sauberste Land, das ich je gesehen habe. So sauber, wie Deutschland vielleicht vor 50 Jahren war.
Ich bin gefragt worden, ob ich nicht mehr Bilder posten könnte. Dem folge ich, wenn auch schweren Herzens. Denn die schönen Bilder täuschen auch. Die Not ist nicht sichtbar. Und arme Menschen zu fotografieren scheue ich mich. Ich empfinde es als demütigend...
Also, bitte die Bilder mit diesem Hintergrund ansehen...

























Wir haben nicht nur Projekte von Send a Cow besucht; ein Aspekt, mit dem MTB zu fahren, war auch 'Land und Leute' kennen zu lernen. 
'The Slow Cyclist', Partner von SAC im MTB-Teil, hat manche interessanten Begegnungen beigesteuert: 
  • Memorial Museum des Genozid,
  • Selbsthilfegruppe von Frauen in Kigali.
  • Teeplantage, 
  • Besuch eines christlichen Community-Centers, 
  • Begleitung durch das berühmte 'Team Ruanda' und Besuch deren Trainingszentrums, 
  • ehemaliges Waisenhaus für Waisen aufgrund des Genozid...
  • 'Folklore'-Abend
Auf dem Bild unten seht Ihr drei der einheimischen Guides, alle ehemalige Mitglieder des 'Team Rwanda': Obed (in rot, mehrfacher Ruandarundfahrt-Gewinner und Olympiateilnehmer), Rafiki (links, 'ähnlich sportliches Kaliber') und Marcel ('quer', unser Spaßvogel, Artist und 'Muskelpaket'). Diese drei waren unsere ständigen Begleiter auf dem MTB, abgesehen von Emi als Fahrer des Support-Vans).
Wir sind Freunde geworden. Marcel und Rafiki haben viel vom Land erzählt, den Bergen, den Pflanzen ...

Ich kann nur das Buch empfehlen (leider bisher nur in engl.): 'Land of Second Chances - The Impossible Rise of Rwanda's Cycling Team'. Dort könt Ihr 'über die Jungs' und deren abenteuerliches Leben nach dem Genozid lesen.

Der elfte Eckpfeiler der Werte von Send a Cow:

'Training and Education' - Ausbildung und Fortbildung

Die Gruppe entscheidet selbst über ihren Bedarf an Aus- und Fortbildung. Alle Ausbilder kommen aus der Region selbst. Die Aus-/Fortbildung besteht aus formalen und informellen Einheiten:
  • Farmbesuchen;
  • Vorführungen,
  • Modellfarmen,
  • 'Peer-Farmer' (erfahrene Gruppenmitglieder)
Die Aus- und Fortbildung ist in erster Linie praktisch, nicht akademisch.
Neben der Aus-/Fortbildung in Landwirtschaft und Umweltschutz wünschen sich viele Gruppen auch Fortbildung in:

  • Ernährung allgemein,
  • Lebensmittelverarbeitung (z. B. in Äthiopien ‘Mehl’ aus Taro),
    Hygiene; z. B. einem 'Tip-Tap' (eine sehr Wasser-sparende Methode zu Reinigung der Hände),
    Ausbildung als 'Paravet' (Hilfsveterinär),
  • ...
Eigentlich ist das ganze Hilfskonzept von Send a Cow in erster Linie Schulung in ganzheitlicher, ökologischer und nachhaltiger Landwirtschaft.

Clarissa, von der ich schon geschrieben hatte, ist eine solche Peerfarmerin.
Und sie stellt ihren Hof zur Verfügung für Schulungen anderer Kleinstbauern.






Donnerstag, 15. Juni 2017

Der zehnte Eckpfeiler:
'Full Participation' - Mitwirkung und Mitverantwortung
SAC bildet Selbsthilfegruppen und arbeitet mit Kommunen sowie anderen örtlich vorhandenen Organisationen zusammen.
Eine gut funktionierende Gruppe braucht eine starke Führung, ist gut organisiert und darauf ausgerichtet, alle Mitglieder der Gruppe in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
Den Mitglieder einer Gruppe ‘gehört’ die Gruppe und die Gruppe selbst hat die ‘Hoheit’ über alle wesentlichen Entscheidungen.
Ein Beispiel für Mitverantwortung und Eigeninitiative:
Die Mehrheit der Mitglieder von zwei Selbsthilfegruppen in benachbarten Kommunen haben bereits im zweiten ihres Bestehens in Eigeninitiative und unter Begleitung von Send a Cow die Jyambere Mayaga Cooperative gegründet. Ziel und Zweck: Bessere Vermarktung von bereits über den Eigenbedarf hinaus produzierten landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Ausbildung von 'Paravets' (Hilfs-Veterinären) etc.
Dazu haben sie Geld unter ihren Mitgliedern gesammelt und gespart, ein Haus gebaut und die ersten 4 Milchkannen zum Transport gekauft; inzwischen sind es über 100. Die Produktion von Milch zum Verkauf stieg von 300L p.m. auf 43.000L !
55 junge Männer sind angestellt zum Transport der Milchkannen auf dem Fahrrad!
Zunächst ein Videoclip, in dem zu sehen ist, wie eine andere Selbsthilfe - Twiyubake - ihren Dank uns gegenüber ausdrückte.


Und hier ein paar Bilder der Jyambere Mayaga Cooperative.





Der neunte Eckpfeiler der Werte Send a Cows ist:
'Improving the Environment' - Verbesserung der Umwelt
Art der Tierhaltung und landwirtschaftliche Techniken dürfen die Umwelt nicht unnötig belasten, nach Möglichkeit sollen sie sogar geeigent sein, die Umwelt zu verbessern, indem sie zur Regenerierung beitragen. Dazu gehören:
Vorbeugung gegen Bodenerosion,
Verbesserung der Fruchtbarkeit
Aufforstung
Biodiversifikation
Vermeidung von Umweltverschmutzung
Schutz von Flora und Fauna
Wasserhaushalt
Sanitäre Einrichtungen
Ganz allgemein: Projekte dürfen die Umwelt keinesfalls schädigen, sondern sollen sie verbessern.

Ein Beispiel dazu: Jean Nyarwaya (46), verheiratet mit Eugenie Urayeneza (40) hat 6 Kinder. Sein Land, das er seit ihrer Hochzeit im Jahr 1999 bebaute, ist relativ unfruchtbar. 2012 bekam er die Möglichkeit, Mitglied einer Selbsthilfegruppe von Send a Cow zu werden. Er lernte sehr schnell, durch natürlichen Dünger (Kuh-Dung, Kompostierung von Grünabfällen etc.) sein Land fruchtbarer zu machen, Boden gegen Erosion zu schützen, Wasser in der Regenzeit für die Trockenheit zu sammeln, Vielfalt an Gemüse etc. und Obst zu schaffen ...
Er sagte uns mit Verweis auf seine Kartoffeln: "Kunstdünger verdirbt den Geschmack der Kartoffeln und macht auf Dauer den Boden kaputt."
Ein paar anderer Stichworte dazu:
Natürliche 'Push-Pull-Technik' gegen Pflanzenschädlinge,
oder der 'fuel save oven' (besonders in Äthiopien wichtig) spart viel Energie,
oder mit Biogas (tierischer Dung) betriebener Kochherd (der Dung wird dann danach als Dünger weiter verarbeitet,
...)
Unten ein paar Bilder von dem Hof von Jean und, als letztes, wie es woanders aussieht und früher bei Jean aussah...







Der achte Werte-Eckfeiler von Send a Cow lautet:
'Genuine Need and Justice' - Grundbedürfnisse und Gerechtigkeit
Der Dienst von SAC richtet sich an Menschen, die in existentieller Not sind und eine echte Chance zum Leben brauchen und die von den Möglichkeiten, die SAC bieten kann, profitieren können.
Selbsthilfe-Gruppen bestimmen selbst die Kriterien, wer konkreter Hilfe bedarf und welcher Art (Schulung, Starthilfen an Tieren, Saatgut und Werkzeug).
Den Ärmsten eines Dorfes soll zuerst geholfen werden.
Ich habe Emi, unseren Supportfahrer auf der Sponsoring- & Motivationtour mit dem MTB durch Ruanda gefragt, ob er Send a Cow kenne. "Ja, ich kenne Send a Cow. Unser Präsident (Anm.: Kigame) hat ein Ziel: 'Eine Kuh pro Familie'. Send a Cow ist der wichtigste Helfer". 
Ich fragte ihn, ob ihm auch die Werte-Eckpfeiler von Send a Cow bekannt sind. "So genau nicht." Ich erläuterte sie ihm. Er begriff sehr schnell und fasste zusammen: "Gibst Du dem Hungernden einen Fisch, wird er schnell wieder hungern. Lehrst Du ihn fischen, wird er nie mehr hungern. sondern stets satt sein." So ist es. 
Und SAC tut darüber hinaus noch mehr: Das Wasser, in dem die Fische leben, sauber halten. Darauf achten, dass die Fische selbst gut versorgt sind. Dazu anleiten, dass alle in einer Gruppe, Dorfgemeinschaft und einem Land profitieren. 
(s. dazu die anderen Werte-Eckpfeiler)